Jena wird Mitglied im Gesunde Städte Netzwerk

Nur am Rande findet in einigen Medien derzeit die Woche der pflegenden Angehörigen Erwähnung. Dabei handelt es sich um ein Thema, das angesichts der steigenden Anzahl der Pflegebedürftigen unbedingt größere Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bekommen muss. Allein in Thüringen sind momentan 170000 Menschen auf Pflege angewiesen und angesichts der geburtenstarken Jahrgänge wird diese Zahl in den nächsten drei Jahrzehnten um 40 % ansteigen.

Die vorhandenen Pflegeangebote decken den Bedarf nur unzureichend ab. Daher benötigen die Betroffenen neben Beratung auch eine direkte Unterstützung bei der Vermittlung von Pflegeleistungen.

Lutz Jacob

Auch Jena wird älter. Damit ist unsere Stadt nicht allein, denn Deutschland hat bekanntermaßen eine der ältesten Bevölkerungen der Welt. Der jüngst vorgelegte Altenbericht der Stadt Jena weist einen Anstieg des Anteils der über 80jährigen an der Gesamtbevölkerung von 4,7 % im Jahre 2011 auf 8% im Jahre 2021 aus. Fast eine Verdoppelung. Ähnlich sieht es mit dem Anstieg der Einpersonenhaushalte der über 80jährigen aus. Hier ist innerhalb von zehn Jahren ein Anstieg von 84,2 % zu verzeichnen. Allein aus diesen statistischen Angaben lässt sich ableiten, wie schwierig es zurzeit schon ist, allen Menschen im hohen Alter ein selbstbestimmtes, selbständiges, gesundes und zufriedenes Leben zu ermöglichen. Hinzu kommt die unzureichende Datenlage. Bei allen Bemühungen der städtischen Altenhilfe sind valide Daten, die die individuellen Lebenssituationen betreffen, nicht oder nur unvollständig zu erhalten.

„Ein besonderes Problem ist die pflegerische Versorgung für die pflegenden Angehörigen“, sagt Lutz Jacob, Stadtrat der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen. „Da scheint es zu wenig kommunale Steuerungsmöglichkeiten zu geben, die meisten Angehörigen fühlen sich angesichts der komplizierten Strukturen und finanziellen Belastungen überfordert. Die vorhandenen Pflegeangebote decken den Bedarf nur unzureichend ab. Daher benötigen die Betroffenen neben Beratung auch eine direkte Unterstützung bei der Vermittlung von Pflegeleistungen.“

Dieser Erfahrung entspricht auch die Einschätzung im Altenbericht. Dort liest man: „Mit Blick auf die Nachfrage und die Angebote der pflegerischen Versorgung in Jena lassen sich aufgrund der dargestellten statistischen Daten leider kaum valide Aussagen treffen.“

Es ist sinnvoll, die Erfahrungen und das Wissen anderer Städte zu teilen und zu nutzen. Wir freuen uns, dass der Stadtrat unserer Beschlussvorlage mit großer Mehrheit zustimmte.

Dr. Margret Franz

Das heißt, man muss erstens neue Weg finden, um belastbare Daten zu erhalten und zweitens nach flexibleren Modellen suchen, die eine angemessene Betreuung und Versorgung gewährleisten sowie Angehörige unterstützen und entlasten (z.B. Nachbarschaftshilfe mit Aufwandsentschädigung). Dazu Dr. Margret Franz, Ko-Fraktionsvorsitzende der Grünen im Jenaer Stadtrat: „Deshalb haben wir als Grüne den Vorschlag eingebracht, dass Jena Mitglied im Gesunde Städte-Netzwerk, einem Verbund von 95 deutschen Städten wird. Es ist sinnvoll, die Erfahrungen und das Wissen anderer Städte zu teilen und zu nutzen. Wir freuen uns, dass der Stadtrat unserer Beschlussvorlage mit großer Mehrheit zustimmte.“

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