Unsere grünen Ortsteilbürgermeister*innen im Gespräch
Wie schnell die Zeit vergeht. Vor einem Jahr konnten unsere Kathleen Lützkendorf (Jena-Zentrum) und Adam Schlüssler (Jena-Süd) die Stichwahlen in ihren Stadtteilen erfolgreich für sich entscheiden und sind seitdem Ortsteilbürgermeisterin und Ortsteilbürgermeister. So wird Jena immer grüner! In dem einen Jahr haben die beiden jeweils viele Projekte in Angriff genommen, Stadtteilfeste organisiert und haben dabei immer ein offenes Ohr für Anliegen der Bürger*innen.
Wir wollten von Kathleen und Adam wissen, wie es ihnen nach dem einen Jahr geht, was sie in ihrem Stadtteil bewegen konnten, welche Vorhaben sie aktuell planen und wie sie mit den besonderen Herausforderungen der Corona-Maßnahmen umgegangen sind. Und natürlich interessiert uns: wie können wir sie als Grüne noch besser unterstützen? Doch lest selbst, was die beiden zu sagen haben!
Liebe Kathleen, dank Dir ist Jenas Zentrum grün. Wie blickst Du auf das erste Jahr zurück?
Kathleen Lützkendorf: Meine Ziele als Ortsteilbürgermeisterin waren die Verkehrsberuhigung der Innenstadt, die aktive Begleitung der Großprojekte - wie Inselsplatz, Eichplatz, Bibliotheksneubau - und eine vielfältige und lebenswerte Innenstadt für alle Anwohner*innen und Besucher*innen. In diesem einen Jahr habe ich gemeinsam mit dem Ortsteilrat an all diesen Zielen intensiv gearbeitet. Zunächst haben wir an einer stärkeren Präsenz des Ortsteilrates selbst gearbeitet (Büro, Schaukasten, Social Media, Sprechstunden) und begleitend uns bei den Großprojekten eingebracht. Das Thema Verkehrsberuhigung wurde intensiv bei einem Einwohnerantrag und bei der Debatte um den östlichen Löbdergraben und die Osttangente beraten. Außerdem haben wir einen Stadtspaziergang zum Schillergeburtstag durchgeführt, das schönste Weihnachtsschaufenster ausgewählt und eine Initiative für Trinkbrunnen und zur Plastikvermeidung bei Jenaer Festen und Märkten im Stadtrat verabschieden können.
Lieber Adam, wie sieht es bei Dir in Jenas Süden aus?
Adam Schlüssler: Als Ortsteilbürgermeister von Jena-Süd stehe ich für ein bürger*innennahes, vielfältiges Jena-Süd. Ich setze mich konsequent gegen Homophobie, Rassismus, Sexismus und Xenophobie ein. Mir war es sehr wichtig ein Stadtteilfest zu organisieren. Die positiven Rückmeldungen haben mich überzeugt das langfristig zu etablieren und ich danke dem Ortsteilrat für die positive Unterstützung und Umsetzung. Während des Haustürwahlkampfs haben mich viele Anwohner*innen auf den Umzug des Ortsteilbüros nach Jena-Süd angesprochen. Der erste Schritt ist getan und die Büroräume in der Neugasse sind bis Ende dieses Jahres gekündigt. Persönlich setze ich mich dafür ein, dass das neue Büro in die Räumlichkeiten des Abantu, Freie Lernwelten eV, umzieht. Der Bürger*innendialog zum Hochwasserschutz, den ich gemeinsam mit dem Ortsteilrat in der Ringwiese initiert habe, ist neben meiner Anfrage im Stadtrat ein erster Schritt, um die verschiedenen Entscheider*innen für die berechtigten Sorgen der Anwohner*innen zu sensibilisieren. Zudem habe ich Anfang diesen Jahres gemeinsam mit dem Ortsteilrat und Benjamin Walther einen Bürgerdialog zum Friedensbergdenkmal organisiert. Dazu ist ein BürgerForum am 26. September geplant.
Gab es etwas, dass Dich überrascht hat?
Adam: Wie viel Einblicke man in die Strukturen einer Stadt erhält. Von intensiven Besprechungen mit Igeneur*innen zu Bauvorhaben, zu Veranstaltungen mit der Feuerwehr zum Thema Hochwasserschutz ist alles dabei. So hatte ich letzte Woche Anrufe von Anwohner*innen erhalten, die sich Sorgen machen, dass sich die NeoNazi-Szene in Jena-Süd etablieren könnte, da ein neuer Betreiber in Jena-Süd persönliche Kontakte in die Neonazi-Szene habe. Also habe ich dann gleich ein Gespräch mit Expert*innen von Kokont gehabt, die dann auch spontan zur Ortsteilratssitzung eingeladen wurden, um den Sachverhalt zu besprechen. Diese Woche bin ich bei der Stadtverwaltung, um tiefere Einblicke in den Neubau von Zeiss zu erhalten. Es ist eigentlich immer etwas los und man erhält tiefe Einblicke in unterschiedliche Strukturen, was bei ca. 12.500 Anwohner*innen einfach dazu gehört.
Welche Anliegen tragen Bürger*innen vor allem an Euch heran? Was sind die drängendsten Themen?
Kathleen: Zahlreiche Bürger*innen treten mit sogenannten „Alltagproblemen“ an mich heran und das ist gut so. Das kann eine Straßenlampe sein, die nicht brennt, aber auch eine Wiese, die nicht gemäht werden soll, sowie ein Baum der gefällt wurde. Die drängendsten Themen sind: die Erhaltung dieser lebendigen Innenstadt mit einem Schwerpunkt der besseren Berücksichtigung der Fußgänger*innen und Radfahrer*innen, die Stadtentwicklung als attraktive Innenstadt insgesamt (angemessene Informationen aller) und die kommunale Klimapolitik.
Adam: Jedes Thema das von Anwohner*innen an mich herangetragen wird, ist wichtig für mich. Dafür sind wir Ortsteilbürgermeister*innen ja da. Konkrete Punkte, mit denen ich mich zur Zeit besonders beschäftige sind der Hochwasserschutz an der Ringwiese und das Naturerlebniszentrum auf dem Schottplatz. Dafür wurden die Gelder vom Land mit Unterstützung von unserer Umweltministerin Anja Siegesmund zur Verfügung gestellt. Jetzt ist die Stadt dran mit der Umsetzung und da bleibe ich am Ball. Zudem gibt es eine Gruppe von jungen Menschen, die "Studenten bilden Schüler" in Jena etablieren möchten. Studierende werden als Nachhilfelehre*innen für benachteiligte Kids organisiert, In Jena-Süd leben sehr viele Studierende, deshalb werde ich die Gruppe gerne unterstützen.
Wie habt ihr die Corona-Zeit im Stadteil erlebt?
Kathleen: In der Jenaer Innenstadt gab es während der Corona-Krise einige Solidaritätsinitiativen, die sich gegründet haben, um Menschen im Alltag zu unterstützen. Die Initiativen selbst haben wir vom Ortsteilrat Jena-Zentrum aktiv unterstützt und bekannt gemacht. Außerdem haben wir über die einschlägigen Medien Kontaktnummern für Notfälle kommuniziert. Mit der Initiative Innenstadt gab es einen intensiven Austausch über Möglichkeiten der Unterstützung für Gastronomie und Handel.
Adam: Insgesamt waren die Rückmeldungen, die Solidarität und das Engagemant der Anwohner*innen ein positives Zeichen, trotz insgesamt sehr schwerer Zeiten für eine Vielzahl von Unternehmen und Vereinen. Viele Mitarbeiter*innen bei Zeiss hatten Angst ihre Arbeit zu verlieren, Rückmeldungen von den Mitarbeiter*innen sind mittlerweile aufgrund des positiven Managments bei Zeiss größtenteils positiv verlaufen. Andere wie das Abantu, Freie Lernwelten e.V., stehen aufgrund von Corona kurz vor dem Aus. Das ist besonders ärgerlich, da wir in Jena-Süd kein Jugendzentrum haben, und das bei ca. 12.500 Anwohner*innen. Wer Ideen hat, wie man das Abantu und andere Betroffene unterstützen kann, meldet sich gerne bei mir. Spenden sind hier möglich.
Viele wissen gar nicht, dass es Ortsteilräte gibt und wofür diese zuständig sind. Wie können sich Menschen bei Euch im Ortsteil einbringen?
Kathleen: Interessierte sind herzlich eingeladen sich aktiv im Stadtteil Jena-Zentrum einzubringen. Gern können sie sich an den Sitzungen beteiligen, die monatlich (normalerweise in der Neugasse 34) stattfinden. Wenn es ein Projekt bzw. einen Verein gibt, welcher im Stadtteil für ein Anliegen noch finanzielle Unterstützung benötigt, kann dies auch beim Ortsteilrat beantragt werden. Gern kann aber erst einmal mit mir Kontakt aufgenommen werden otb.zentrum@jena.de.
Adam: Für das Stadtteilfest suche ich regelmäßig Künstler*innen, Tänzer*innen und Sänger*innen, die auf dem Fest performen möchten. Die Nachbarschaftshilfe, die ich in Jena-Süd initiert habe, ist momentan nicht mehr so aktiv, wie am Anfang. Bei Interesse zu Helfen oder wenn man selber zu einer Risikogruppe gehört und Hilfe zB beim Einkauf braucht, einfach bei mir melden. Daneben lade ich alle Anwohner*innen herzlich ein mich anzurufen und Ideen, wie man den Stadtteil verbessern kann mit mir und dem Ortsteilrat umzusetzen.
Welche Vorhaben stehen aktuell an und was plant Ihr für die nächsten Jahre?
Kathleen: Aktuell planen wir für den 12. September im Rathaus eine Einwohner*innenversammlung zu den Themen „Verkehrsberuhigung“, „Demokratie und Teilhabe“ und „Großprojekte“. Dazu sind alle herzlich eingeladen. Außerdem steht Anfang Oktober das Damenviertelfest an, welches aus dem Mai in den Herbst verschoben werden musste. Grundsätzlich wollen wir als Ortsteilrat aber noch bekannter werden und gemeinsam mit den Bürger*innen den Stadtteil attraktiver gestalten.
Adam: Dieses Jahr steht die Internetseite an, das Stadtteilfest Volume 2, die Putzaktion auf dem Friedensberg und der Bürgerdialog Friedensbergdenkmal. Außerdem ist eine Baumpflanzaktion geplant und die Begleitung von Bauvorhaben, insbesondere Zeiss. Nächstes Jahr steht der Umzug des Stadtteilbüros nach Jena-Süd an. Außerdem sind Veranstaltung zum Thema Umwelt/ Mobilität und Bürgerdialoge geplant.
Was wünscht Ihr Euch von Seiten der Stadt an Unterstützung?
Kathleen: Ich würde mir grundsätzlich eine bessere Informationspolitik der Stadt (Oberbürgermeister und Dezernenten) zu den Belangen in den Ortsteilen wünschen.
Adam: Vom Stadtrat wünsche ich mir der Verwaltung stärker auf die Finger zu schauen, damit Projekte nicht unnötig in die Länge gezogen werden.
Wir finden es einfach toll, wie viel Ihr bei Euch vor Ort umsetzt und wie Ihr Euch engagiert. Davor haben wir großen Respekt! Und deshalb würden wir zum Schluss gerne wissen: wie können wir als Grüne Euch denn noch besser unterstützen in Eurer Arbeit?
Kathleen: Insgesamt wäre es schön, wenn wir Grüne auch in den Stadtteilen thematisch, aber auch persönlich präsent sind. Da kommen Infostände, aber auch Stammtische oder Gesprächsrunden in Frage.
Adam: Von Grüner Seite, kommt zahlreich zu den Veranstaltungen die ich gemeinsam mit dem Ortsteilrat und engagierten Anwohner*innen organisiere. Zudem bitte ich insbesondere um Unterstützung beim Thema Hochwasserschutz an der Ringwiese.
Liebe Kathleen, lieber Adam, wir danken Euch sehr für das Gespräch und setzen uns gemeinsam mit Euch dafür ein, dass Jena noch viel grüner wird.
Falls ihr euch im Ortsteil engagieren wollt oder einfach Fragen/ Anliegen habt, könnt Ihr Euch gerne bei den beiden melden. Ihr erreicht Kathleen unter otb.zentrum(at)jena.de und Adam unter 015739225930.