Applaus reicht nicht
Am heutigen 1. Mai beteiligen wir uns als Kreisverband an der Demonstration in der Innenstadt, die unter strengen Hygieneauflagen mit insgesamt 50 Personen stattfindet.
„Die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise dürfen nicht die Schwächsten unserer Gesellschaft am stärksten treffen. Deshalb dürfen wir nicht erst das Ende dieser Krise abwarten, um unseren Arbeitsmarkt sozialer, inklusiver und nachhaltiger zu gestalten“, betonen die Sprecherinnen des Kreisverbandes, Henriette Jarke und Christine Schickert. „Applaus allein reicht nicht als Wertschätzung, denn davon kann niemand die Miete und den Einkauf bezahlen. Deshalb wollen wir heute am 1. Mai besonders auf diejenigen aufmerksam machen, die die finanziellen Folgen der Corona-Krise nicht allein bewältigen können und ihnen unsere Stimme geben“, machen die beiden Sprecherinnen deutlich.
„Schlechte Entlohnung, schwierige Arbeitsbedingungen, hohe Jobrisiken treffen viel zu oft diejenigen, deren Tätigkeit sich für uns alle gerade als besonders wichtig herausstellt. Sehr viele der Betroffenen sind Frauen“, sagt Jarke und Schickert ergänzt: „Wir brauchen deshalb faire Bezahlung, mehr allgemeinverbindliche Tarifverträge, einen höheren Mindestlohn, weniger Minijobs und eine bessere soziale Absicherung.“
Die Krise zeigt vor allem den mangelnden Schutz der Beschäftigtengruppen auf, die nicht unter die Sozialversicherung fallen. Dazu gehören insbesondere Minijobber*innen, Solo-Selbstständige und Kurzzeitbeschäftigte, die nun ihre Arbeit verloren haben. Sie sind nicht gesetzlich versichert und haben daher keinen Anspruch auf Kurzarbeit oder Arbeitslosengeld. Wenn sie über keine Reserven verfügen, bleibt ihnen bestenfalls die Grundsicherung. „Deshalb müssen diese Beschäftigtengruppen endlich besser abgesichert werden“, fordert Schickert.
„Gerechtigkeit muss auch in den Arbeitsbedingungen hergestellt werden“, ergänzt Kathleen Lützkendorf, Ortsteilbürgermeisterin und Stadträtin von Bündnis 90/ Die Grünen, und fordert akut einen verbesserten Gesundheitsschutz und eine entsprechende persönliche Schutzausrüstung für alle, die mit und am Menschen arbeiten. Außerdem setzt sich Lützkendorf für eine Modernisierung der Arbeitswelt ein: „Wir brauchen ein Recht auf Homeoffice. Denn das sollte nicht nur ein Privileg einiger weniger sein, sondern als Möglichkeit und als Ergänzung zum festen Arbeitsplatz für viele gelten“, fordert Lützkendorf und begründet die bündnisgrüne Forderung: „Mit Blick auf die Fahrtwege zur Arbeit, die dann wegfallen, ist Homeoffice ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Außerdem bedeuten die wegfallenden Wegzeiten mehr Freizeit, was Job und Familie besser vereinbaren lässt.“
Laut einer Studie des DWI sei Homeoffice für derzeit 40 Prozent der Berufstätigen möglich. Al-lerdings solle das Homeoffice nur für die Arbeitnehmer*innen angeboten werden, die das auch wirklich wollen, betont Lützkendorf und fügt hinzu: „Wir brauchen klare Regeln für die Arbeit im Homeoffice, etwa zu den Arbeitszeiten und der Ausstattung des Arbeitsplatzes.“